Schulordnung der WTEO

Die Schulordnung der WTEO regelt den gemeinsamen Unterricht und den Umgang miteinander

Das gemeinsame Ziel des Unterrichtes in der Schule ist, dass wir uns gemeinsam in der Kampfkunst verbessern wollen. In der Schule zählt daher nur die Kampfkunst – Dein Respekt vor Deinen Ausbildern, den fortgeschrittenen Schülern und Deinen Trainingspartnern sollte daher nur von deren Können und Leistungen abhängen, denn diese haben sie durch regelmäßiges, intensives und fleißiges Training erreicht. Dagegen ist es kein Zeichen von Intelligenz, wenn jemand sein Verhalten gegenüber anderen Menschen von Dingen wie Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Ausbildung, Körperbau oder anderen Eigenschaften abhängig macht, welche sich das Gegenüber kaum selbst ausgesucht hat.

Trainiere mit den anderen Schülern, nicht gegen sie, denn alle haben das gleiche Ziel. Es hilft niemandem, wenn jemand nur seinen Beitrag zahlt und sonst auf Erleuchtung oder einen Animateur wartet. Du musst Dein Ziel selbst verfolgen und mit Deinen Trainingspartnern besser werden. Alles, was Du für ihren Erfolg tust, erhältst Du von Ihnen zurück, denn je besser Deine Trainingspartner sind, um so schneller entwickelst Du Dich weiter. Wenn Du merkst, dass Du eine Übung besser als Dein Trainingspartner kannst, dann gib ihm gezielt Hilfestellungen, statt ihn mit Deiner Überlegenheit zu verunsichern und ihm die Chance zum Aufholen zu nehmen. Andererseits solltest Du es vermeiden, Deinem Partner gegenüber als Besserwisser aufzutreten.

Die ‚Kunst‘ des Kampfes besteht aus Können und nicht aus Kennen. Übe daher wenige Techniken intensiv und genau, statt viele Techniken nur ein bisschen. Wenn Du mit Deinen Ausbildern übst oder in eine wirkliche Gefahr kommst, wirst Du erkennen, daß Dir nur wenige, gut geübte Techniken helfen können.

Deine Ausbilder helfen Dir mit ihrem Wissen, Können und ihrer Erfahrung. Sie sollen Dich nicht beschäftigen, sondern Dir neue Fähigkeiten vermitteln, den gemeinsamen Unterricht in die richtigen Bahnen zu lenken und für den erfolgreichen Ablauf zu sorgen. Du musst selbst an Dir arbeiten – und nicht Deine Ausbilder. Deine Ausbilder sind Lehrer und keine Animateure, beachte dies auch im Umgang mit ihnen.

Wenn Du Fragen an Deinen Ausbilder hast oder Dein Ausbilder Dir oder einer ganzen Gruppe etwas erklärt, dann solltest Du ihm auch zeigen, dass Dich seine Anleitung ernsthaft interessiert – so wie Du auch von ihm erwartest, dass er Dir auf Deine Fragen ernsthaft antwortet und Dir bei Problemen hilft. Sehe Deine Ausbilder an und höre auf zu trainieren, wenn Du mit Ihnen sprichst. Manchmal wirst Du den Eindruck haben, dass Ausbilder unnötige Dinge verlangen oder Übungen umständlich machen. Oft wird es sehr lange dauern, bis Du erkennst, welche tieferen Zusammenhänge dahinter stecken. Wenn Dir etwas unverständlich erscheint, dann stelle Fragen, aber vermeide es, gleich Verbesserungsvorschläge zu platzieren.

Zu den äußeren Formen und Traditionen, die im Unterricht gepflegt werden, gehört die Achtung vor den Meistern zu Beginn des Unterrichts. Wenn Dein/e Ausbilder/in nicht Dein Si-Fu ist, sprich sie mit Si-Je (Ausbilderinnen) oder Si-Hing (Ausbilder) an – auch außerhalb des Unterrichts.
Trotz aller Warnungen demonstrieren manche Schüler immer wieder ihr sicheres Gespür für peinliches Verhalten: Sie wollen Ihren Ausbildern WingTsun oder Escrima erklären, sie wissen alles und das auch meistens besser, obwohl sie durch ihre Teilnahme am Unterricht anerkennen, dass die Ausbilder mehr Kenntnisse haben. Sie reagieren auf Hilfestellungen und Korrekturen ihrer Ausbilder wie auf eine Störung, stellen rhetorische oder Suggestivfragen (‚Ich hab doch Recht, wenn…‘, ‚Du meinst doch sicher, dass es so wie … ist‘) oder winken Ausbilder wie Lakeien heran, brüllen Fragen durch die ganze Schule oder missachten die Regeln der Körpersprache durch gekreuzte bzw. in die Hüften gestemmte Arme oder andere herrschaftliche Gesten. Manchmal klopfen diese ‚Schüler‘ ihren Ausbildern gönnerhaft auf die Schulter oder kommentieren Maßnahmen der Ausbilder, als wären sie zu Kritikern ernannt worden. Sie halten sich nicht an Übungen, ergötzen sich an dem, was der Ausbilder mit einem anderen Schüler trainiert oder sie unterhalten sich mehr mit ihrem Trainingspartner, als mit ihm zu trainieren. Das Vermeiden von solchen Peinlichkeiten zeigt persönliche Integrität, Stil und angenehme Umgangsformen. Du wirst sehen, daß Du mit einem angemessenen Verhalten auch außerhalb der Schule mehr erreichen wirst.

Die Kampfkünste der WTEO dienen zur Verteidigung in extremer Gefahr. Zur Vorbereitung auf eine solche Situation gehört manchmal auch eine gewisse Härte in der Ausbildung. Diese Härte ist notwendiger Bestandteil Deiner Ausbildung und gibt Dir einen ersten Eindruck davon, wie Dich wirkliche Feinde angreifen würden. Die Härte ist nicht gegen Dich gerichtet, sondern als Vorbereitung für Dich. Die Ausbilder der WTEO sind sorgfältig ausgesucht und erst nach intensiver Schulung und Beobachtung zu Ausbildern ernannt worden. Daher kannst Du sicher sein, dass die Lehrer in der WTEO nicht den Unterricht dazu benutzen, charakterliche Defizite an Schülern auszuleben.
Wer schlechte Laune im Unterricht auslebt, Gerüchte und Klatsch über andere verbreitet oder auf Schwächeren herumhackt, schadet allen, weil es allen die Freude am Training nimmt und damit das Unterrichtsziel gefährdet. Wenn Du solches Verhalten an anderen bemerkst, versuche, sie wieder in unsere Gemeinschaft zurückzuholen. Jeder hat einmal einen schlechten Tag, versuche Schüler mit gelegentlichen Problemen aufzubauen, statt ihnen ihr Verhalten ‚mit gleicher Münze‘ zurückzuzahlen. Permanentes destruktives Verhalten können Deine Ausbilder – im Interesse aller Schüler – nicht dauerhaft ignorieren.
Bringe Deinen WTEO-Pass mit zu Lehrgängen, Prüfungen und wenn Du andere Schulen besuchst. Komme nicht in „abgerissenem Räuberzivil“, sondern in der üblichen Trainingskleidung. Das fördert das ‚wir‘-Gefühl und somit auch den gemeinsamen Spaß am Unterricht. Verhalte Dich in der Schule wie ein Freund, der zu Gast ist, nicht wie ein Mieter, der auf Rechte pocht.

Wer mit Mund- oder Körpergeruch ins Training kommt, findet nur schwer Trainingspartner. Das gleiche gilt auch für Sauberkeit und Geruch der Kleidung. Bekämpfe den Gegner mit Deinen Fähigkeiten, nicht mit Deinem Geruch.
Trage keine Ketten, Ohrringe, Uhren oder anderen Schmuck während des Trainings, weil es dadurch bei Dir und anderen zu Verletzungen kommen kann. Alkohol und Drogen sind absolut verboten. Wenn Du Medikamente nehmen musst, frage vorher Deinen Arzt, ob Du damit trainieren darfst. Selbst bei einer einmaligen Einnahme von sonst ‚harmlosen‘ Medikamenten, wie z.B. Kopfschmerzmitteln, solltest Du vorsichtshalber zuhause bleiben oder den Arzt fragen.

Ein intensives Training belastet jedes Immunsystem. Nimm daher nicht mit akuten oder abklingenden Erkrankungen am Training teil. Durch den engen Körperkontakt können Krankheiten leichter übertragen werden. Außerdem kann das Training zum Wiederaufleben Deiner Krankheit und zu dauerhaften Schäden an Deiner Gesundheit führen. Wenn Du also krank bist, frage Deinen Arzt, wann Du wieder am Training teilnehmen darfst.

Eine Schutzausrüstung soll Verletzungen und Zwangspausen vorbeugen. Wer auf sie verzichtet, zeigt damit nicht etwa besondere Härte oder Kampfgeist, sondern nur, dass er die wichtigen, biologischen Anpassungsprozesse nicht kennt. Dein Körper braucht Zeit, um sich in natürlicher Weise an die Belastungen des Trainings zu gewöhnen, Schützer erleichtern und beschleunigen das. Dort, wo sich Dein Körper nicht anpassen kann, musst Du immer Schützer tragen, also immer einen Unterleibs- und Zahnschutz. Frauen sollten zusätzlich noch einen Brustschutz tragen. Aus hygienischen Gründen kannst Du Schützer auch über der Hose tragen. Frage bei Trainingspartnern ohne sichtbaren Schutz immer nach.

Faust-, Schienbein- und Zahnschützer sind bei jedem Training so bereitzuhalten, dass Du nicht lange in der Umkleide verschwinden musst, um Deine Ausrüstung zusammenzusuchen. Benutze Deine Schutzausrüstung sofort und ohne Aufforderung, wenn Du mit Kontakt trainierst. Ist das Training als ‚Kampftraining‘ ausgeschrieben, so dürfen diese Schützer nur auf ausdrückliche Anweisung des Ausbilders und nur für die angegebene Übung abgelegt werden.

Sonstige Ausrüstung, die nicht für das Training gebraucht wird, solltest Du vor Beginn des Trainings entfernen, dies gilt z.B. für Escrima-Stöcke im WT-Training, Nahrungsmittel, Getränke oder Straßenbekleidung.

Erscheine pünktlich zum Unterricht und störe die anderen nicht durch auffälliges, trainingsfremdes Verhalten. Wer ohne Grund zu spät kommt, zeigt, dass für ihn der Unterricht keinen besonderen Wert hat. Sollten alle Ausbilder verhindert sein, so soll der am höchsten graduierte Schüler mit der längsten Erfahrung selbständig das Training übernehmen. Ein ‚Kampftraining‘ darf nur von einem Ausbilder geleitet werden, ohne Ausbilder muss ein Ersatztraining stattfinden.

Denke daran, daß Du in der Öffentlichkeit, insbesondere von anderen Kampfsportlern – ob Du willst oder nicht – immer als Vertreter der WTEO gesehen wirst. Kaum jemand erwartet von Dir gewichtige Worte zum Lauf der Welt, aber jeder nimmt entsprechende (insbesondere negative) Äußerungen gerne zur Kenntnis, um uns alle dafür verantwortlich zumachen. Rede nicht schlecht über andere Meister und Stile. Eine unbedachte Äußerung kann da schon als Unwissenheit oder Arroganz gedeutet werden. Halte Dich also in der Öffentlichkeit mit Bewertungen oder Äußerungen zurück, weil man Gesagtes nicht mehr zurückholen kann. Überlege Dir auch vorher genau, wie Du Dich in der Öffentlichkeit über die Kampfkünste der WTEO äußerst, denn auch hier gibt es viele Si-Jes und Si-Hings, welche die Dinge mit mehr Erfahrung betrachten. Unausgegorene Äußerungen könnten da den Eindruck von persönlicher Unwissenheit hinterlassen.

Die Erklärung und Darstellung von Wing-Tsun-Techniken gegenüber anderen bleibt Ausbildern vorbehalten, weil sie das richtige Verständnis der Techniken und Zusammenhänge sowie die Fähigkeit zur Darstellung in Lehrgängen und Prüfungen nachgewiesen haben. Erklären bedeutet nicht nur, eine Technik zu zeigen, sondern auch einen sinnvollen Trainingsaufbau gestalten zu können oder die Fähigkeiten seiner Schüler richtig einzuschätzen, um sie richtig zu fördern und zu fordern.

Deine Freunde sind in der Schule immer willkommen. Beachte aber die Regeln der Höflichkeit, stelle sie vor und erkläre ihnen die Regeln unserer Schulen, bevor peinliche Situationen entstehen. Das Verhalten Deiner Freunde wird auch immer mit Dir in Verbindung gebracht, dies gilt unabhängig davon, ob sie sich als besonders nette Gäste oder als eher unangenehme Zeitgenossen eingeführt haben. Wenn Du Freunde zu besonderen Anlässen (z.B. Lehrgänge) mitbringst, dann frage vorher Deine Ausbilder. Manche Schüler leiden unter Prüfungsstress, habe daher Verständnis, wenn Dein Ausbilder aus Rücksicht bei Prüfungen keine Zuschauer zulässt.

Zeige Fremden keine WingTsun- oder Escrima-Techniken. Es besteht immer die Gefahr, dass Leute, die wir nie in unseren Schulen dulden würden, mit solchen Techniken in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckten, dass sie Schwächere mit WingTsun oder Escrima bedrohten und einschüchterten. Seine Waffen gibt man nicht in fremde oder unzuverlässige Hände.